Gestohlenes Renaissance-Gemälde in Großbritannien entdeckt – doch Besitzer gibt es nicht zurück

Amalie L.

5 Stunden vor

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12/03/2025
Welt
Symbolfoto: Wikimedia Commons
Symbolfoto: Wikimedia Commons
Italienische Stadt fordert ihr Kunstwerk zurück – doch der derzeitige Besitzer sagt nein.

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Ein lange verschollenes Renaissance-Gemälde, das vor über 50 Jahren aus einem kleinen italienischen Museum gestohlen wurde, ist in der englischen Provinz wieder aufgetaucht – doch der britische Besitzer weigert sich, es zurückzugeben.

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gemälde Madonna mit Kind von Antonio Solario verschwand 1973 aus dem städtischen Museum in Belluno, einer Stadt in den Dolomiten Norditaliens. 

Obwohl der ursprüngliche Dieb unbekannt bleibt, gelangte das Kunstwerk schließlich in den Besitz des britischen Aristokraten Baron de Dozsa, der es in sein Tudor-Anwesen in Norfolk brachte.

Heute befindet sich das Gemälde im Besitz seiner Ex-Frau, Barbara de Dozsa – die es trotz der Tatsache, dass sie es nicht mag, nicht herausgeben will.

Ein ruhiges Haus, ein lauter Streit

Laut Euronews führt der Kunstanwalt Christopher Marinello, Gründer von Art Recovery International, die Bemühungen an, das Gemälde nach Belluno zurückzubringen.

Er berichtet, dass de Dozsa das Bild nicht einmal besonders schätze und ihm gesagt habe: „Es erinnert sie an ihren Ex-Mann“ – weshalb sie es nicht einmal ausstelle.

„Sie mochte es nie wirklich“, sagte Marinello frustriert. „Aber trotzdem gibt sie es nicht heraus.“

Das Gemälde tauchte wieder auf, als de Dozsa es angeblich über ein englisches Auktionshaus verkaufen wollte, wo es als gestohlen erkannt und in Interpols Datenbank als vermisst gelistet wurde. Doch anstatt es zu beschlagnahmen und nach Italien zurückzubringen, wurde es an de Dozsa zurückgegeben.

Warum das Gemälde nicht beschlagnahmt wurde

Laut Marinello lehnten es die britischen Behörden – auf Grundlage von Vorgaben der Justiz – ab, in dem Fall tätig zu werden. Sie begründeten dies mit mangelnder Nachverfolgung durch die italienischen Behörden über die Jahre hinweg.

Ein Sprecher der Polizei von Norfolk bestätigte, dass derzeit keine Ermittlungen laufen.

Diese Entscheidung löste Wut und Enttäuschung unter Befürwortern der Kunstrestitution sowie italienischen Kulturerbe-Schützern aus, die das Gemälde als wichtigen Teil der lokalen Geschichte betrachten.

Obwohl Werke von Solario bei Auktionen sechsstellige Summen erzielen, gilt Madonna mit Kind nicht als Meisterwerk im Rang eines Rembrandt oder da Vinci.

„Es ist vermutlich weniger als 100.000 Pfund wert“, schätzt Marinello. „Aber sein Wert geht über das Monetäre hinaus. Solario stammte aus der Region, daher hat es eine besondere Bedeutung für die Menschen in Belluno.“

Für die Einwohner der kleinen italienischen Stadt steht das Gemälde für weit mehr als künstlerischen Ruhm – es ist ein kulturelles Bindeglied zur Geschichte und Identität der Region.

Eine persönliche Mission

Für Marinello ist der Fall persönlich.

Da seine Familie Wurzeln in der Region Belluno hat, ist er entschlossen, das Kunstwerk an seinen rechtmäßigen Platz zurückzubringen.

„Ich habe beschlossen, mich einzumischen“, sagte er.

Als erfahrener Kunstermittler hat Marinello bereits gestohlene Werke von Künstlern wie Henri Matisse und Henry Moore zurückgeholt, doch dieser Fall erweist sich als besonders frustrierend.

Trotz rechtlicher Hürden und scheinbarer Gleichgültigkeit sowohl in Großbritannien als auch in Italien bleibt Marinello optimistisch. Er glaubt, dass öffentlicher Druck – oder vielleicht ein Sinneswandel – Madonna mit Kind doch noch nach Belluno zurückbringen könnte.