Startseite Welt Kein Handelsabkommen mit den USA in Sicht – nur Skepsis

Kein Handelsabkommen mit den USA in Sicht – nur Skepsis

Donald Trump
Daniel Torok / Wikimedia Commons

Europas führende Politiker sind sich einig: Wir werden den TTIP-Fehler nicht wiederholen.

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Die EU will ein neues Handelschaos vermeiden

TTIP wurde nie Realität, und die Gründe bestehen weiterhin: die Sorge um amerikanisches, mit Chlor behandeltes Hähnchenfleisch, das Risiko, dass Großkonzerne europäische Regierungen verklagen können, und die Gefahr, dass die Umweltvorschriften der EU ausgehöhlt werden. Ein neuer Versuch gilt als politischer Selbstmord.

Trotz der Drohung von US-Präsident Donald Trump, ab dem 9. Juli Strafzölle von bis zu 50 Prozent zu erheben, ist der Wille in Europa, ein umfassendes Handelsabkommen abzuschließen, praktisch nicht vorhanden. Die Erinnerungen an das gescheiterte TTIP-Vorhaben vor zehn Jahren – das Ziel war ein westliches Handelsbündnis gegen China – sind vor allem in Frankreich und Deutschland noch sehr präsent.

Mini-Abkommen möglich – aber nur symbolisch

Das einzige realistische Szenario ist derzeit ein symbolisches Mini-Abkommen, das Trump auf heimischer Bühne einen politischen Erfolg ermöglichen könnte. Gleichzeitig halten die EU und die USA zwei separate Verhandlungsschienen offen – eine konzentriert sich auf spezifische Sektoren wie Autos, Pharmazeutika und Stahl, und eine andere auf Zölle, bei denen die USA drohen, diese von 10 auf 50 Prozent anzuheben, berichtet Politico.

Schon heute hat Brüssel angeboten, einige Zölle auf Industriegüter abzuschaffen und bei der Bekämpfung des chinesischen Exportüberschusses zusammenzuarbeiten. Größere Kompromisse – etwa beim Thema Landwirtschaft oder bei juristischen Streitfragen – sind jedoch ausgeschlossen.

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Merz rudert zurück – Macron setzt ein Stoppsignal

Deutschlands neuer Bundeskanzler Friedrich Merz, der zuvor über eine neue TTIP-Vereinbarung gesprochen hatte, hat seine Aussagen bereits zurückgenommen. „Es hätte wertvoll sein können, aber jetzt ist es zu spät“, sagte er kürzlich nach einem Gespräch mit Trump.

Frankreichs Finanzminister Éric Lombard versuchte, die TTIP-Debatte wiederzubeleben – nur um schnell vom Élysée-Palast unter Präsident Macron zurückgepfiffen zu werden. Französische Bauern würden einen erneuten Versuch ohne Proteste nicht hinnehmen.

TTIPs alte Gespenster schrecken ab

Jean-Luc Demarty, ehemaliger Verantwortlicher für die Handelspolitik der EU, bezeichnet ein neues Abkommen als „schwere Fehleinschätzung“. Die vorherige Verhandlungsrunde habe gezeigt, dass die Ambitionen zu groß und die Kompromisse zu schmerzhaft gewesen seien.

Zudem bleibt das Misstrauen gegenüber Trump bestehen. Er hat gezeigt, dass er nicht davor zurückschreckt, Abkommen aufzukündigen, wie Kanada und Mexiko erfahren mussten. Das lässt ein mögliches neues Abkommen mit ihm von Anfang an als unsicher erscheinen.

Verhandlungen im Gegenwind

Seit Trumps Amtsantritt am 20. Januar haben sich die Beziehungen zur EU deutlich verschlechtert. Seine Aussagen, die EU sei „schlimmer als China“, haben die Lage kaum verbessert, und die Verhandlungen sind von Misstrauen geprägt.

Frühere US-Unterhändler wie Robert Lighthizer mögen hart gewesen sein – aber sie waren dennoch professionell. Nun fehle es im Weißen Haus an einer klaren Strategie, meinen viele Beobachter.

Ethanol, Autosicherheit und harte Grenzen

Einige der wenigen möglichen Zugeständnisse könnten darin bestehen, dass die EU amerikanische Sicherheitsstandards für Autos anerkennt oder die Zölle auf US-Ethanol abschafft – ähnlich wie in früheren Abkommen mit Großbritannien. Doch auch diese kleineren Schritte stoßen auf Widerstand.

Die europäische Ethanolindustrie warnt vor den Folgen: US-Landwirte arbeiten nach anderen Regeln und dürfen gentechnisch veränderte Organismen (GVO) einsetzen – was die europäische Konkurrenz erheblich belasten könnte.

Eine Zeit des Misstrauens

Auch wenn die EU vor dem 9. Juli einen Handelskrieg vermeiden möchte, sind die Verhandlungen von durchgängiger Pessimismus geprägt. Ein umfassendes und glaubwürdiges Abkommen gilt als politisch unrealistisch – nicht zuletzt, weil Trump als unberechenbarer Verhandlungspartner gilt.

Ein EU-Diplomat drückte es so aus: „Es war beim letzten Mal ein schlechtes Abkommen. Sie haben uns über den Tisch gezogen – und würden es wieder tun.“

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