Viele Menschen glauben, dass sie sicher trinken, weil ihre Leber gut zu funktionieren scheint. Doch eine verborgene Schädigung bedroht weit mehr Menschen, als wir ahnen – und nur wenige erhalten rechtzeitig Hilfe.
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Es beginnt oft mit Kleinigkeiten. Sie vergessen, ob Sie Ihre Medikamente eingenommen haben. Sie finden Ihr Zimmer nicht wieder. Sie fühlen sich reizbarer, ein wenig impulsiver – aber Sie denken, das liege nur am Stress oder an schlechtem Schlaf.
Für mehrere Tausend Menschen kann es jedoch etwas viel Ernsteres sein: alkoholbedingte Hirnschädigung (ARBD).
Das berichtet die BBC.
Nicht nur Demenz – sondern etwas, das gestoppt werden kann
Die Schädigung betrifft Gehirnfunktionen wie Gedächtnis, Orientierung und Impulskontrolle und kann alltägliche Aufgaben erschweren. Der Unterschied zur Demenz? ARBD kann verbessert werden – aber nur, wenn sie frühzeitig erkannt wird.
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Viele Menschen erhalten nie eine Diagnose. Der Grund ist mangelndes Bewusstsein, Stigmatisierung und dass die Symptome oft missverstanden werden. Manche Personen landen sogar in einer Demenzabklärung, obwohl ARBD mit der richtigen Behandlung tatsächlich rückgängig gemacht werden kann.
Wie viel ist zu viel?
Forschungen deuten darauf hin, dass ein Konsum von etwa 35 Alkoholeinheiten pro Woche über mehrere Jahre das Gehirn schädigen kann. Das entspricht ungefähr vier Flaschen Wein – etwas, das viele als „vertretbar“ ansehen, solange die Leber keine Probleme signalisiert.
Nach der Pandemie haben mehrere Behandlungszentren einen Anstieg bei Patientinnen und Patienten mit solchen Hirnschädigungen bemerkt. Viele haben lange Zeit nicht erkannt, dass ihre Probleme durch Alkohol verursacht wurden.
Rehabilitation gibt Hoffnung – für diejenigen, die Hilfe erhalten
Ein Aufenthalt in spezialisierten Rehabilitationszentren kann einen großen Unterschied machen. Mit der richtigen Unterstützung und Struktur gelingt es vielen, Selbstständigkeit und Kontrolle über den Alltag zurückzugewinnen.
Patientinnen und Patienten erhalten Hilfe beim Aufbau von Routinen und beim Training von Gehirnfunktionen, die beeinträchtigt wurden. Die Rehabilitation kann mehrere Monate dauern – aber die Kosten sind deutlich niedriger als ein langfristiger Aufenthalt in einer Einrichtung.
Dennoch fehlt es an vielen Orten an der notwendigen Finanzierung. Während die Suchthilfe zweckgebundene Mittel erhält, fällt die ARBD-Rehabilitation oft durchs Raster.
Eine unsichtbare Volkskrankheit?
Schätzungen zufolge könnten Tausende Menschen mit undiagnostizierter ARBD leben. Die Schädigung entwickelt sich langsam – und weil viele Funktionen, wie das Langzeitgedächtnis, intakt bleiben, wird sie oft erst bemerkt, wenn die Probleme schwerwiegend geworden sind.
ARBD ist eine Erkrankung, gegen die man etwas tun kann. Doch dafür müssen wir den Mut haben, darüber zu sprechen – und verstehen, dass es nicht um schwachen Willen geht, sondern um tatsächliche Hirnschädigung.